Kinder-, Jugend- & Gemeindezentrum

Unsere neuen Freiwilligen

08.11.2021

Aufgrund der Pandemie konnten wir seit März 2020 keine internationalen Freiwilligen empfangen. Seit Ende August haben wir jedoch wieder Verstärkung im Team. Julia und Felix kommen aus Österreich und werden ein Jahr in SALEM mitarbeiten.

Was war eure Hauptmotivation für den Freiwilligendienst im Ausland?
Julia: Die Idee, einen Freiwilligendienst in Lateinamerika zu machen, hatte ich eigentlich schon lange. Ich wollte hinaus, mehr von der Welt kennenlernen, aber gleichzeitig einen sinnvollen Beitrag leisten. All die Erfahrungen, die Geschichten und die Menschen, die ich hier kennenlerne, das wäre daheim nicht möglich gewesen. Ich wollte Einblicke bekommen und meine Weltsicht erweitern.

Felix: Raus aus der Schachtel und rein in die Welt! Zu wissen, dass es da draußen eine ganze Welt voller spannender Dinge gibt und sie nicht zu erkunden hätte ich einfach nicht ausgehalten. Und gemeinsam mit meinem Ziel, jeden Ort ein bisschen besser zu verlassen als ich ihn vorgefunden habe ist ein Freiwilligendienst im Ausland genau die Antwort, nach der ich gesucht habe.

Wie hat die Vorbereitung eures Freiwilligendienstes in Österreich ausgesehen?
Julia: Eigentlich hatte ich den Freiwilligeneinsatz ab August 2020, nach meinem Bachelorabschluss, geplant. Wegen der Corona-Pandemie musste ich dann aber um ein Jahr verschieben und es war lange nicht klar, ob wir wirklich ausreisen können. Diese Unsicherheit war ziemlich schwierig in der Vorbereitungszeit. Im April 2021 hatte ich dann das Vorbereitungsseminar von meiner Entsendeorganisation, wo ich eine Woche lang über Themen wie interkulturelle Kommunikation, Kulturschock oder Internationale Entwicklung gelernt habe. Dort konnte ich mich auch mit anderen Freiwilligen Austauschen. Der Gedanke an die Ausreise ist damit viel realer geworden. Wirklich fix war alles dann aber erst Ende Juni. Dann hieß es schnell ein Visum zu beantragen und alles zu organisieren – das war etwas stressig. Ich bin wochenlang rotiert zwischen Vorfreude, Abschied und noch die letzten Sachen besorgen. Aber im Endeffekt hat es sich ausgezahlt.

Felix: Müsste ich ein Tortendiagramm zeichnen, dann wäre in etwa die Hälfte der Torte langwierige und verwirrende Behördenwege, ein Viertel Shoppen und über Dinge nachdenken, über die man sich sonst im Leben nie Gedanken machen würde (Wie zum Beispiel, wie viel Gelsenmittel wohl für ein Jahr ausreichen könnte, oder wie eigentlich der Steckdosenstecker von Lateinamerika aussieht) und etwa ein Viertel Vorfreude.

Wie war es, sich von Österreich zu verabschieden, als ihr reisen musstet? Hattet ihr Angst?
Julia: Natürlich ist es schwierig, das ganze Umfeld zuhause, Familie und Freund_innen hinter sich zu lassen. Werden alle noch da sein, wenn ich wieder komme? Werden die Freundschaften über die Distanz halten? Wie wird das hier, wo ich noch niemanden kenne? Ich hatte schon Angst, weil vieles ungewiss war. Mittlerweile kann ich aber sagen, dass viel Angst umsonst war. Ich bin gut mit den Menschen zuhause in Kontakt und bekomme viel Unterstützung und Interesse von ihnen.

Felix: Angst ist so ein großes Wort. Ich würde sagen, ich hatte großen Respekt vor dem Vorhaben an sich. Auf der anderen Seite hätte es aber auch keine Möglichkeit gegeben dieses Abenteuer nicht zu bestreiten, ohne es später unendlich zu bereuen. Also muss man eben durch manche Dinge einfach durch. Der Abschied war natürlich schwer, aber so sehr ich Social Media auch manchmal verteufle, in dem Fall bin ich sehr dankbar für die ganzen Kommunikationsmöglichkeiten, die wir heute haben.

Was habt ihr gedacht und gefühlt, als ihr in SALEM angekommen seid?
Julia: Unsere Anreise war ein wenig turbulent, weil der Flieger in Guayaquil gelandet ist, statt in Quito, weil eine Vulkanaschewolke in der Luft war. Das hat für uns viel Warten bedeutet. Als wir dann um 1 Uhr nachts endlich in SALEM waren, war mein erster Gedanke „Endlich ins Bett“. Aber ab dem nächsten Tag war ich fasziniert von der Schönheit der Natur hier in Mindo. Das Team hat uns gleich total nett aufgenommen und ich habe mich schnell daheim gefühlt.

Felix: Vorherrschend müde. Das lag aber vermutlich an unserer (Mit 7 Stunden Verspätung) fast 30 Stunden dauernden Reise. Aber das war dann zum Glück schnell ausgeschlafen. Ab dem ersten Tag habe ich mich hier im Team und in SALEM sehr willkommen gefühlt. Natürlich braucht es am Anfang ein Bisschen Zeit, bis man sich kennt und auch die Stärken und Schwächen von sich und den anderen einschätzen kann, aber SALEM war für mich seit Anfang an immer ein Safe-Space, an den ich jedes Mal gerne zurückkomme.

Wie ist es euch mit der Verständigung am Anfang gegangen?
Julia: Ich habe viele neue Vokabeln gelernt in den ersten Tagen und lerne immer noch. Die Kolleg_innen waren von Anfang an sehr bemüht, dass ich alles verstehe. Das hat dann auch super geklappt. Mit den Kindern war es anfangs schwieriger, weil sie oft sehr schnell reden und ich manche Vokabeln nicht gekannt habe. Das geht aber mittlerweile auch schon besser.

Felix: Eines habe ich auf jeden Fall gelernt: Egal, wie gut du vorbereitet bist, wenn ein Zwölfjähriger oder eine Zwölfjährige anfängt in vollem Slang und gutem Tempo loszuquatschen, hast du keine Chance. Aber man findet sich dann schon zusammen. Im schlimmsten Fall verständigt man sich eben ein Bisschen mit Händen und Füßen und dann lernt man die wichtigsten Dinge sehr schnell.

Was sind eure Wünsche für den Freiwilligeneinsatz?
Julia: Ich wünsche mir, dass ich irgendetwas hinterlassen kann. Da reichen schon die kleinen Dinge des Alltags, für die mir die Kinder ein Lachen schenken und sich bedanken. Ich hoffe, dass ich eine unvergessliche Zeit hier haben und mit vielen Erfahrungen und weniger Vorurteilen nach Österreich zurückkehren darf.

Felix: Ich wünsche mir, dass ich SALEM mindestens genauso viel geben kann, wie SALEM mir. Damit meine ich, dass ich mich unendlich freuen würde etwas von mir hierlassen zu können, das den Ort zumindest ein kleines Stückchen Besser macht als bevor ich gekommen bin. Denn ich weiß nämlich ganz sicher, dass ich sehr viel von hier mitnehmen werde.

Glaubt ihr, dass euch diese Erfahrung in eurem beruflichen und privaten Leben helfen wird?
Julia: Ich denke schon. Inwiefern werde ich wohl erst nach dem Einsatz sagen können. Aber im Berufsleben werden die Spanischkenntnisse sicher hilfreich sein. Außerdem kann bei SALEM auch meine Ausbildung in der Öffentlichkeitsarbeit einbringen und mehr Erfahrung sammeln. Auch sonst merke ich schon jetzt, dass ich persönlich wachse und mehr Ruhe ausstrahle. Wenn ich das mitnehmen kann, wird das sicher hilfreich für privat als auch Beruf sein.

Felix: Das kommt wohl immer auf das Ziel an. Wer unbedingt in zwei Jahren drei Millionen Dollar verdienen will, der sollte vielleicht wo anders anfangen. Aber wer die Möglichkeit sucht sich und die Welt besser kennenzulernen, neue Perspektiven zu entdecken und mal die weiten Ländereien außerhalb seiner Komfortzone kennenzulernen, für den ist das denke ich genau das Richtige.

Welchen Rat würdet ihr vielen jungen Menschen geben?
Julia: So klischeehaft es sich anhört: Kämpft für eure Träume. Wenn ihr wisst, wo es hingehen soll – und sei das auch mal für ein Jahr das andere Ende der Welt – dann arbeitet daran. Gerade in unserem Alter heißt es viele Entscheidungen zu treffen, die unser späteres Leben beeinflussen. Das wirkt oft total überfordernd. Aber einen Schritt nach dem anderen gehend, lässt sich der höchste Berg besteigen.

Felix: Fang an! Ganz egal was es ist. Welches Vorhaben oder welcher Wunsch in deinem Kopf herumgeistert. Sei es ein Auslandsaufenthalt oder einfach nur das hübsche Mädchen aus der Nebenklasse auf ein Date einzuladen. Lass dich nicht aufhalten anzufangen. Auch, wenn der erste Schritt manchmal nur ein kleiner ist. Er ist der wichtigste.

 

Wenn Sie mehr über Julia, Felix und ihre Erfahrungen hier wissen wollen, können Sie auch ihre Blogs besuchen: www.weltnarrisch.com und www.woistfelix.xyz  .

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