SALEM und Mindo in Zeiten von Corona
13.01.2021
In einem Interview erzählt Jonas Lange, der Projektleiter von SALEM International in Mindo, Ecuador, wie sich die Corona-Pandemie auf das Kinder- und Jugendzentrum auswirkt.
Wie hat das Virus SALEM verändert?
Von März bis Mitte September konnte das Zentrum aufgrund von Corona keine Kinder oder Jugendlichen betreuen aber seit September können sich Kinder und Jugendliche, dank eines detaillierten Hygieneplans, wieder im SALEM-Zentrum treffen, jedoch nur in kleinen Gruppen von 5 bis 7 Kindern. Um mehr Kinder aufzunehmen, haben wir die Betreuungszeiten verkürzt (vormittags und nachmittags jeweils eine Gruppe). Nun kommen pro Woche rund 70 Kinder und Jugendliche zu uns.
Seit einigen Monaten bieten wir Kindern und Frauen, die Gewalt und Missbrauch erfahren oder erfahren haben, psychosoziale Betreuung an. Die ohnehin schon hohe Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt und (sexuellem) Missbrauch in Ecuador wuchs nochmals durch die Ausgangssperre. Dazu kommt, dass es kaum therapeutische Unterstützung gibt und wir, als Organisation, deshalb aktive Prävention anbieten wollen, wofür wir aber dringend finanzielle Unterstützung benötigen.
Was uns Sorgen bereitet?
Ende Januar schlossen die Schulen in Ecuador, sodass die Kinder und Jugendlichen seitdem keinen Präsenzunterricht hatten, was zu Schulausfall führte, da die Schulen einerseits nicht besonders gut organisiert sind, aber andererseits die Familien keinen Zugang zum Onlinelernen haben, da das Geld fehlt. Das hinderte die Kinder und Jugendlichen daran, auch nur ein wenig zu lernen, sodass sich paar Eltern dazu entschieden, ihre Kinder von der Schule nehmen. Leider haben wir weiterhin keine zeitnahe Aussicht auf erneuten Schulbeginn.
Ob es auch positive Neuigkeiten durch Corona gibt?
Ehemalige Kinder und Jugendliche, wie zum Beispiel Johana, des Projekts starteten ein Fernstudium und kehrten nach Mindo zurück, sodass sie nun in SALEM mithelfen können. Wir sind sehr froh alle gesund und engagiert wiederzusehen!
Und wie geht es in Zukunft weiter mit SALEM?
Wir planen rund um Mindo mehr soziale Unterstützung und mehr Bewusstsein für Gewalt gegen Kinder und Frauen zu schaffen.
Um die Arbeit mit Jugendlichen noch mehr zu fördern, hofft Jonas Lange, dass in etwa fünf Jahren bereits ein Jugendzentrum errichtet wurde, in dem die Jugendlichen einen sicheren Raum finden können, in dem sie sich ohne äußere Einengungen frei entfalten können. Dazu wünscht er sich, dass die ehemaligen Jugendlichen von SALEM die Leitung von SALEM-Ecuador übernehmen werden. Da sie das Projekt am besten kennen – als Kind und als Mitarbeiter*in, wäre das für SALEM eine große Bereicherung.