Kinder-, Jugend- & Gemeindezentrum

Armut bekämpfen, Kinderarbeit beseitigen

11.04.2019

#ILO_ChildLabourWelttag gegen Kinderarbeit – 12 Juni 2019
#EcuadorSinTrabajoInfantil

Neben unserer langjährig gefestigten und erfolgreichen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen aus mehrfach belasteten Familien in unserer Tagesbetreuung, werden wir uns in diesem Jahr verstärkt dem Thema Kinderarbeit widmen.

Kinderarbeit – in Ecuador noch ein großes Problem

Laut einer Studie von UNICEF in Ecuador steht Kinderarbeit in direktem Zusammenhang mit zerrütteten Familienverhältnissen und Armut. Darüber hinaus verstärkt sie zukünftige Armut, da den Kinder die Zeit fehlt zu lernen und sich kindgerecht zu entwickeln. Möglicherweise haben sie deshalb später als Erwachsene nicht die gleichen Chancen, wie Menschen, die nicht einen großen Teil ihrer Kindheit zum Familieneinkommen beitragen mussten. Hier sind wiederum besonders stark die Mädchen betroffen.

In unserem Cantón San Miguel de los Bancos – das ist so etwas wie ein Landkreis mit über 17.000 Einwohnern –  leben über 70% der Menschen unter der nationalen Armutsgrenze, d.h. sie können ihre Grundbedürfnisse nicht decken. Dazu gehören: ausreichend Essen, Gesundheitsversorgung, lebenswürdige Wohnverhältnisse, Bildungschancen, etc.

12,5% der Kinder und 26% der Jugendlichen im ländlichen Ecuador arbeiten. Von den ca. 8000 Kindern und Jugendlichen in unserem Cantón arbeiten ca. 10%.

Als Kinderarbeit verstehen wir, nach der Definition von UNICEF:
1) für Kinder zwischen 5 und 11 Jahren: mind. 1 Stunde jeglicher Arbeit täglich oder mind. 28 Stunden Hausarbeit wöchentlich;
2) für Kindern zwischen 12 und 14 Jahren: mind. 14 Stunden bezahlte Arbeit wöchentlich oder mind. 28 Stunden Hausarbeit und
3) für Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren: mind. 43 Stunden bezahlte Arbeit oder Hausarbeit.

Die Realität in Mindo

Nahezu alle Kinder die im SALEM-Kinder- und Jugendzentrum betreut werden, arbeiten. Die Aufgaben, die die Kinder und Jugendlichen aller Altersgruppen übernehmen, gehen weit über das übliche Maß von “Hilfe im Haushalt“ hinaus, vor allem bei den Mädchen.

8-jährige Mädchen passen täglich viele Stunden auf ihre kleineren Geschwister auf, schmeißen den Haushalt, waschen Wäsche, und das alles, ohne das ein Erwachsener in der Nähe ist. Die Eltern sind meist arbeiten, oder vernachlässigen ihre Familie aus anderen Gründen, z.B. Alkoholismus oder psychische Probleme.

Der Tourismus bietet vielen Kindern schlecht bezahlt Tätigkeiten, wie Teller waschen, Flugblätter verteilen, informelle Geschäfte auf der Straße (bis hin zum Verkauf von Drogen), aber auch als Touristenführer. Das bewerten wir bereits als gefährliche Tätigkeiten, da die Kinder mit unbekannten Erwachsenen in abgelegenen Gegenden unterwegs sind. Fälle von Missbrauch, aber auch Prostitution von Jugendlichen, kommen vor.

Die Kinder, die in kleinen, abgelegen Weilern leben und deren Eltern in der Landwirtschaft arbeiten, stehen früh morgens um 4:00 auf um die Kühe zu melken, müssen dann teilweise einen Schulweg von einer Stunde oder mehr zurücklegen und kommen dann schon völlig erschöpft in der Schule an.

Das Problem verstärkt angehen

Im letzten Jahr begannen wir bereits diese Kinder zu unterstützen. Das geschah in dem ecuadorianischen Ministerium für Soziale und Ökonomische Inklusion (MIES). Auch in diesem Jahr werden wir wieder eine Kooperation mit dem MIES eingehen und das Problem Kinderarbeit verstärkt angehen. Hierzu werden wir nicht nur in Mindo, sondern im ganzen Cantón San Miguel de los Bancos über 80 Kinder und deren Familien betreuen.

Im Rahmen diese Projektes sind auch wieder unser Psychologin Emilia und unsere Sozialarbeiterin Nelmar engagiert.

Einen Wandel zu erreichen ist eine schwierige und langwierige Aufgabe. Wichtig ist es dabei zu zuallerallererst die Situation der Familie genau zu kennen. Die Kinder arbeiten ja nicht, weil es Spaß macht, sondern weil sie zum Familieneinkommen beitragen müssen. Es geht deshalb nicht darum, den Kindern zu verbieten zu arbeiten (mit Ausnahme gefährlicher Tätigkeiten), sondern die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass es keine Notwendigkeit mehr gibt Geld für die Familie zu verdienen.

Bekämpfung von Kinderarbeit bedeutet Bekämpfung von Armut.

Die Familien werden dabei von uns begleitet. Sowohl organisatorisch als auch – wenn nötig – sozialtherapeutisch. Oft fehlt es den Eltern, v.a. den Müttern, an Selbstbewusstsein um aus einer prekären Einkommenssituation heraus zu kommen, sich ihrer reellen Arbeitsleistung bewusst zu werden und ihre Rechte als Arbeitnehmer einzufordern. Hier kann SALEM mit seinen Beratungs- und Therapieangeboten unterstützen.

Das Bildungsniveau der Eltern steht nachweislich in direktem Zusammenhang dazu, ob und wie viel ihre Kinder arbeiten. Je höher das Bildungsniveau der Eltern um so weniger arbeiten die Kinder.
SALEM bietet Beratung und Begleitung zu bestehenden Bildungsangeboten auf lokaler Ebene und eigene Qualifizierungsmaßnahmen für Erwachsene (z.B. unsere Schneiderkurse) an. Unsere Kinder genießen die Bildungschancen, die das SALEM- Kinder- und Jugendzentrum während der Tagesbetreuung bietet.

Werden Sie Pate und helfen Sie uns Kinderarbeit zu beseitigen!

Obwohl das Projekt größtenteils vom Ministerium finanziert wird, muss SALEM eigen Eigenanteil von 30% aufbringen. Für dieses Jahr fehlen uns davon noch 10.000 €. Um jede, auch noch so kleine, Spende von Euch sind wir dankbar.Eine monatliche Spende an unser Patenschaftsprogramm hilft uns eine langfristige und wirksame Unterstützung zu gewähren.

Bitte wenden Sie sich bei Fragen gerne an unseren Projektleiter, Herrn Jonas Lange, unter E-Mail: jonas.lange@salem-mail.net.

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