Kinder-, Jugend- & Gemeindezentrum

Eine gemeinsamen Mahlzeit wertschätzen

02.09.2019

An jedem Schultag kochen und genießen wir 60 Mittagessen in unserem „Comedor“, der Projektküche. Obwohl wir Kinderbetreuung, Bildung und soziale Dienste anbieten, ist die Küche und der Essensraum das Herzen von SALEM Ecuador. Seit über 60 Jahren ist eine biologische, vollwertige und vegetarische Ernährung die Grundlage aller SALEM-Projekte weltweit denn:

„Liebe geht durch den Magen.“

Mauricio und Claudia, Besitzern vom „THE FOOD STUDIO“ – einem Bio-Restaurant in Mindo -, teilen viele unserer Werte über das Essen. Seit Dezember letzten Jahres helfen sie unserer Köchin Fernanda, leckere vegetarische Menüs zu planen und zu kreieren. Sie waren sogar so freundlich, einige ihrer vegetarischen Rezepte mit uns zu teilen, wie z.B. ihr köstliches Falafel-Rezept.

Als Liebhaber und Schöpfer von Speisen haben wir Claudia gebeten, ihre ersten Eindrücke von der Mittagspause bei SALEM zu teilen. Hier lesen sie was sie gesagt hat:


„Als ich das erste mal in SALEM war, sah ich zu, wie ein Junge ankam, offensichtlich sehr hungrig, schwitzend und voller Eindrücke nach einem langen Schultag. Er trat ein, sagte „Hi“, wusch sich die Hände, nahm einen Teller, ging in die Küche und guckte in die Töpfe des Buffets. An diesem Tag gab es Blumenkohlsahnesuppe als Vorspeise, von der er sich selbst bediente.

Dann ging er langsam, und mit beiden Händen den Suppenteller festhaltend, auf den Tisch zu, an dem schon ein paar Freunde saßen. Er stellte seine Suppe ab, nahm eine Serviette aus dem Korb in der Mitte des Tisches und legte das Besteck mit Präzision direkt neben seinen Teller. Er bedankte sich für das Essen und probierte schließlich ein wenig Suppe.

Nach und nach füllte sich der Tisch weiter mit seinen Freunden. So viele Kinder sind jeden Tag hier, alle teilen sich diesen sicheren Raum in Mindo! Nach dem ersten Schluck Suppe lachte er und sagte: „Wie köstlich! Ich bin sehr hungrig!“

Als ich an den Tisch kam, begrüßte ich die Erzieherin, die die die Kinder bei Essen begleitete. Als Gast habe ich diese Zeremonie mit Neugierde verfolgt. Ich benutzte das Wort Zeremonie nur, um ihm einen Namen zu geben, aber es wäre eigentlich besser, es eine Party zu nennen. Währenddessen dachte ich in meinem Kopf über den Wert des Mittagessens nach, ebenso wie über die einfachen Lektionen und alltäglichen Ereignisse, die mein Leben prägen.

Die Kinder beendeten ihre Suppe und standen ohne erkennbare Reihenfolge auf, jeder wusch seinen Teller und servierte den zweiten Gang. Alle servierten sich ihr Essen in dem Wissen, dass sie eine ausgewogene Mahlzeit mit Kohlenhydraten und köstlichen Salaten und Gemüse zu sich nehmen müssen.

Niemand beschwerte sich und ich beobachtete aufmerksam, wie alle ihr Essen verschlangen und lachend den Tag kommentierten. Nach und nach schweifte ich ab. Ja, ich weiß, dass dies benachteiligte und gefährdete Kinder sind; und ja, ich weiß auch, dass viele von ihnen ein komplexes, hartes Leben haben, aber unter dem Lachen und den Witzen habe ich das alles vergessen und bin dabei, den Moment zu genießen und zu schätzen.

Dieses gastronomische Festival, das von Montag bis Freitag stattfindet, beginnt immer pünktlich und dauert an, bis das letzte Kind in SALEM angekommen ist und sein Essen gegessen hat.

Als ich mit dem Essen fertig war, konnte ich mein großes Lächeln und mein Glücksgefühl nicht verbergen. Ich verabschiedete mich und ging durch die Straßen unseres Dorfes Mindo. Beim Gehen wurde mir klar, dass diese besonderen Momente den Unterschied zwischen einem Leben in Armut und einem Leben der Perspektiven und die Möglichkeit voranzukommen und die einfachen Dinge schätzen zu können, ausmachen. Wie immer blicke ich in die Zukunft und hoffe, dass jedes Leben mit solchen Werten gefüllt werden kann.

Ich danke für das Mittagessen, für diejenigen, die es zubereitet haben und für diejenigen, die es genossen haben. Vielen Dank für den Moment, in dem ich mich an den großen Wert einfacher Dinge erinnerte, wie das gemeinsame Essen, das wir oft als selbstverständlich ansehen. Diese einfachen Dinge, die wir tatsächlich aus den Lehren, der Geduld und der Sensibilität anderer lernen. Danke an die anderen, die uns durch unser Leben begleiten.“ ~ Claudia Rivera

Danke an Claudia und Mauricio! „The Food Studio“ / IG: @thefoodstudioec

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